Dieser Artikel wurde ursprünglich auf www.intrepidtravel.com/adventures veröffentlicht.
Man könnte meinen, Massentourismus sei kein Thema im trockensten, kältesten und abgelegensten Kontinent der Welt. Doch die steigenden Besucherzahlen (51.000 Besucher im Jahre 2018, 17% mehr als im Vorjahr) sprechen eine andere Sprache. Zu verstehen, warum dies zugleich gute als auch schlechte Nachrichten sind, ist der erste Schritt zum verantwortungsbewussten und nachhaltigen Antarktisreisenden.
Einige Umweltschützer würden sagen, dass der beste Weg, die Antarktis zu schützen, darin besteht, gar nicht erst hinzureisen. Dass man allein durch seine Reise dorthin die Unberührtheit der Natur zerstört, die die Antarktis so besonders macht. Wir stimmen dieser Aussage nicht zu 100% zu. Und doch gibt es bestimmte Dinge, die du tun kannst, um den Einfluss, den deine Reisen auf die Umwelt haben, so gering wie möglich zu halten.
Hier kommt unser Guide, wie du ein verantwortungsbewusster Reisender in der Antarktis sein kannst.
Hinreisen oder Zuhause bleiben?
Zunächst einmal widmen wir uns der Frage aller Fragen: solltest du überhaupt in die Antarktis reisen? Diese Entscheidung musst du ganz für dich allein treffen. Und wir wollen dir auch nicht reinreden.
Einige Naturschützer argumentieren, dass wir schon mit den Flügen nach Ushuaia und der Schifffahrt zur Halbinsel so viel Treibhausgase erzeugen, dass wir die antarktische Eisdecke zum Schmelzen bringen. Und das stimmt auch. Das gilt jedoch für jeden Flug, egal wohin wir in der Welt fliegen. Und es gibt Wege, wie du die Auswirkungen deiner Reisen begrenzen kannst, zum Beispiel indem du mit einer Fluggesellschaft fliegst, die Klimaschutzprogramme anbietet.
Das Gegenargument, das viele Polarforscher vorbringen, ist, dass die Antarktis über eine einzigartige – fast mystische – Fähigkeit verfügt: nämlich, dass sie das Umweltbewusstsein der Menschen verstärkt und normale Reisende in leidenschaftliche Verfechter des Klimaschutzes verwandelt.
„Man will, dass die Menschen als Botschafter für die Umwelt von ihrer Reise zurückkehren. Und bei den meisten ist es auch so“, sagt die Meereswissenschaftlerin Charlotte Caffrey. „Für viele Reisende ist die Reise in die Antarktis ein einschneidendes Erlebnis. Wir hatten schon Reisende an Bord, die direkt nach ihrer Rückkehr nach Hause auf Elektroautos umgestiegen sind. Und sogar welche, die ihren Beruf gewechselt haben.“
Letztendlich ist es deine Entscheidung. Wir jedenfalls glauben an die Kraft des Reisens. Wir sind der Meinung, dass Reisen Menschen inspirieren und aufklären können. Deshalb bieten wir Antarktis Expeditionen an. Das heißt aber nicht, dass wir nicht ständig nach Möglichkeiten suchen, um unseren negativen Einfluss auf die Umwelt zu reduzieren (mehr über Intrepids Prinzip des nachhaltigen Reisens findest du hier).
Umweltauswirkungen reduzieren
Die Antarktis ist wohl der einzige Ort auf der Welt, wo nachhaltiges Reisen nicht nur erwartet wird, sondern auch vorgeschrieben ist. Und so funktioniert das: momentan sind nur 2% der Antarktis (nämlich die antarktische Halbinsel) für Touristen freigegeben. Außerdem ist der Tourismus auf 5 Monate im Jahr beschränkt. Jährlich kommen in etwa 50.000 Reisende in die Antarktis, von denen ca. 10.000 keinen Fuß an Land setzen. Der antarktische Tourismus wird reguliert von der International Association of Antarctic Tour Operators (IAATO), die 1991 gegründet wurde, und dem Antarktisvertrag, der erfordert, dass Reiseveranstalter sich registrieren und strenge Umweltstandards einhalten (wir sind über unseren Partner Chimu registriert).
Auf deiner Reise lernst du mehr über diese Vorschriften, aber es ist gut zu wissen, dass der Tourismus in der Antarktis – trotz starkem Wachstum – immer noch kontrolliert und reguliert wird: Reiseveranstalter dürfen nicht mehr als 100 Reisende gleichzeitig an Land bringen. Außerdem gibt es nur ca. 60 registrierte Schiffe, die Touristen in die Gegend bringen.
Reisetipps
Deine Reiseleiter in der Antarktis werden alle Regeln für sicheres und verantwortungsbewusstes Reisen mit dir durchgehen (sie nehmen das Thema sehr ernst), aber hier sind schon mal ein paar Tipps, um dir den Einstieg zu erleichtern:
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Antarktische Tierwelt
Bei Begegnungen mit Tieren solltest du dir folgende Regeln merken:
Versuche einen Abstand von mindestens fünf Metern einzuhalten. Sei nicht zu laut, wenn du an Land unterwegs bist. Und achtet als Gruppe darauf, keine Tiere zu umzingeln oder ihnen den Weg zum Wasser zu versperren. Das Berühren und Füttern von Wildtieren ist in der Antarktis streng verboten. Natürlich kennen die Tiere selbst diese Regeln nicht, dementsprechend neugierig sind einige von ihnen. Wenn also einmal ein Pinguin auf dich zu gewatschelt kommen sollte, musst du nicht gleich schreiend davonlaufen. Trete einfach ein paar Schritte zurück und gib dem Tier etwas Platz. Ausführlichere Informationen findest du hier.
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Dekontamination
Die Antarktis ist unberührt – womöglich der einzige Ort der Welt, der in kompletter Isolation existiert – und Reiseveranstalter sind dazu verpflichtet, dass dies auch so bleibt. Fremdkontaminationen wie Saatgut, Pflanzen, Erde oder Bakterien stellen eine massive Bedrohung für das Ökosystem dar. Deshalb bekommst du für alle Landausflüge spezielle Stiefel, die nach jeder Exkursion dekontaminiert werden. Ohne diese Stiefel darfst du nicht an Land. Weitere Dekontaminationstipps findest du hier.
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Lasse nichts zurück
Es ist wahrscheinlich selbstverständlich, aber lasse nichts auf dem Eis zurück, schon gar keinen Müll. Graviere nichts in die Felsen und nimm nichts mit, so verlockend ein antarktisches Souvenir auch sein mag – dies schließt Steine, Eier, Eierschalen, Fossilien oder gar künstliche Gegenstände ein. Achte auch auf die Pflanzen und darauf, wo du hintrittst, einige Steine auf der antarktischen Halbinsel sind mit zartem Moos und Flechten bedeckt, die Jahre brauchen, um wieder nachzuwachsen.
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Fotografieren
Fotografieren mit Blitzlicht ist nicht erlaubt, wenn Tiere in der Nähe sind (der Blitz könnte sie erschrecken). Denke bitte daran. Die meisten Antarktisreisenden raten, in eine hochwertige Kamera und ein gutes Langfokus-Objektiv zu investieren. Damit kannst du die Tiere aus großer Entfernung fotografieren und störst dabei nicht ihren natürlichen Lebensraum. Einen guten Fotografie-Guide für die Antarktis (auf Englisch) findest du hier.
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Erkältet?
Erkältungen nerven. Das weiß jeder. Aber das Beste, was du in diesem Fall tun kannst, ist, auf dem Boot zu bleiben. Viren und Krankheitserreger können verheerende Auswirkungen auf Pinguine und andere Tiere haben. Riskiere es also besser nicht. Solltest du erste Anzeichen einer Erkältung verspüren, wende dich an den zuständigen Arzt an Bord. Dieser kann am besten einschätzen, ob du fit genug für eine Exkursion bist.
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Recherche
Die beste Art, der Antarktis zu helfen, ist eine ausführliche Recherche. Reise nur mit Reisegesellschaften, die Teil der International Association of Antarctic Tour Operators sind (das Mitgliederverzeichnis findest du hier). Lies dir außerdem die Besucherrichtlinien der IAATO durch. Lerne, wie du deine Stiefel säuberst und lies auch Artikel über den Tourismus in der Antarktis. Mit einer Spende an das Scott Polar Research Institute kannst du deren Umweltschutzforschungen unterstützen.
Aber vor allem: werde zum Antarktisbotschafter – nutze deine Reise dazu, deinen Alltag zu überdenken und andere über das Ökosystem der Polarregion aufzuklären. Genau darin liegt nämlich die Kraft einer Antarktisreise.
Mehr über unsere Antarktisreisen findest du hier.
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Im Original von James Sbakell, übersetzt von Nina Schu