„Oh du fährst nach Indien? Da würde ich auch gerne mal hin, aber ich trau mich nicht, weil…“ Das ist der Zeitpunkt, wenn mir alle möglichen vermeintlich guten Gründe genannt werden, warum sich jemand nicht traut, nach Indien zu fliegen. Indien scheint einfach eine dieser Destinationen zu sein, wo zwar jeder unbedingt hinwill, sich die meisten aber dann doch dagegen entscheiden, weil ja so vieles schiefgehen könnte.
Wir lieben Indien und finden, dass es an der Zeit ist, diese Ängste und Ausreden mal aufs Abstellgleis zu packen. Wer sich für Indien interessiert, der sollte auch mindestens einmal im Leben hinfahren (und dann bleibt es bestimmt nicht bei diesem einen Mal!).
Deshalb hier unsere Antworten auf die 5 meistverbreiteten Indien-Ängste, die wir ständig zu hören kriegen:
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1. Ich habe Angst, Durchfall zu kriegen
Ich habe einen Freund, der eine irrationale Angst hat, in der Öffentlichkeit Durchfall zu bekommen. Lach jetzt nicht, denn als ich aus Indien zurückkam, bekam ich mehr Fragen zu meinem Stuhlgang als dem Taj Mahal oder wie viele Tiger ich gesehen hatte. Zufall? Ich glaube nicht. Ich glaube, dass es einfach für viele eine echte Sorge bei einer Indienreise ist, denn nicht umsonst wird die bekannteste Durchfallerkrankung auch „Delhi-Belly“ genannt.
Zum Glück bekam ich davon nichts mit. Auf meiner Bite-Size Break Delhi Reise mit Urban Adventures habe ich nur indisch gegessen. Von Straßenständen, in kleinen Familienrestaurants und auf dem Boden mit meinen Händen im Sikh Tempel der Stadt. Mir ging es blendend und das Immodium blieb unberührt in der Reiseapotheke. Ich habe zwar nur abgefülltes Wasser getrunken und mir mehr als sonst die Hände desinfiziert, aber alles gegessen was mir unter die Nase kam. Von Durchfall keine Spur!
2. Indien ist dreckig und unhygienisch
In einem Land wo allerlei Tiere frei auf der Straße herumlaufen und zwar neben Lastwagen, Autos und Menschen, ist es eine gute Idee, jegliche Vergleiche mit Zuhause auch Zuhause zu lassen.
Auch ich war erstmal geschockt, als ich sah wie tausende von Pilger vermeintlich heiliges Wasser getrunken haben, durch das sie vorher barfuß gelaufen waren. Und dann habe ich mir schnell abgewöhnt, Indien mit Deutschland zu vergleichen. Während ich mir nämlich ausrechnete, wie viele Krankheiten man sich in diesem Wasser einfangen könnte, habe ich das Wesentliche verpasst: ein einmaliges, spirituelles Erlebnis im Sikh Tempel in Delhi zu genießen.
Wenn du nach Indien kommst, hör einfach auf Vergleiche anzustellen. Du bist nicht Zuhause und hier trinken eben einige diese heilige Wasser oder essen neben ihrer geliebten Kuh am Straßenrand sitzend.
Wir reisen doch, um etwas anderes zu erleben und daher sollten wir auch aufhören, alles mit Zuhause zu vergleichen und mit unseren Maßstäben zu messen. Das gilt auch, wenn es um Hygiene geht. Die Wissenschaft lehrt uns außerdem, dass ein Übermaß an Sauberkeit und Sterilität auch nicht gesund ist und eine Indienreise ist die perfekte Gelegenheit, das mal auf die Probe zu stellen.
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3. Als Frau werde ich belästigt und genervt
Indien hat in den letzten Jahren dank einiger Gewalttaten gegen Frauen viel schlechte Presse einstecken müssen. Auch was den Feminismus angeht, steckt das Land noch in den Kinderschuhen und eingefahrene Traditionen sind schwer abzulegen (wie es auch in vielen anderen Ländern noch der Fall ist – Auch Deutschland ist meiner Meinung nach noch nicht da, wo es sein sollte, wenn es um Gleichberechtigung geht). Trotzdem war das alles für mich kein Grund, nicht zu fahren.
Sicherlich bietet Indien gerade für weibliche Alleinreisende eine Herausforderung, aber das heißt noch lange nicht, dass die Mehrheit der Inder Frauen belästigt oder dass Inderinnen sich als wehrlose Opfer sehen. Ich habe unglaublich viele tolle, unabhängige Frauen getroffen und der Großteil der Männer war respektvoll und zuvorkommend.
Wie in den meisten Ländern solltest du ein paar Grundregeln beachten. Bei einer Fahrt mit dem Nachtzug kannst du zum Beispiel ein Abteil nur für Frauen wählen. Ich fand es außerdem richtig hilfreich, in einer Gruppe mit einem Reiseleiter unterwegs zu sein. Da fühlte ich mich extra sicher und unser Reiseleiter gab nicht nur nützliche Tipps, sondern hat auch lokale Gebräuche und Sitten erklärt.
4. Scharfes Essen mag ich nicht!
Was ich jetzt schreibe, ist für einige vielleicht eine Überraschung: indisches Essen ist nicht so scharf, wie ihm immer nachgesagt wird. Auf dem Gewürzmarkt in Delhi, rannen mir zwar dank der Chillidämpfe die Tränen übers Gesicht, aber ansonsten war das indische Essen nicht wirklich scharf.
Eigentlich findet man in ganz Südostasien Essen das scharf genug ist, einem Schnappatmung zu verpassen. Bei der Erinnerung wie ich in Sri Lanka versuchte, eine ganze frittierte Chillischote zu essen, zieht sich mir noch heute der Magen zusammen. Aber in Indien lässt sich Scharfes oft vermeiden. Bleib einfach bei Dhal, Korma, Tikka und Tandoori Varianten und verzichte auf Phaal und Vindaloo.
Wer auf Nummer sicher gehen will, der isst Chapati und Naan in allen Variationen (ich mag am liebsten Naan mit Käse!). Hab keine Angst vor indischem Essen, denn es gibt überall genug Gerichte, um auch die satt zu kriegen, die mit Scharfem auf Kriegsfuß stehen.
5. Ich hab‘ Angst vor Hocktoiletten
Wenn man nach einer langen Busfahrt mit einer Gruppe von 20 Mitreisenden vor der einzigen westlichen Toilette wartet, dann freut man sich schnell über eine freie Hocktoilette. Immerhin kann man die Zeit, die man beim Nicht-Schlange stehen spart, damit verbringen, ein Eis zu essen und den Kühen auf der Straße zuzugucken.
Viel gibt es zum Thema Hocktoiletten eigentlich nicht zu sagen: es gibt viele in Indien, ich habe sie benutzt und die Welt ist nicht untergegangen.
Ich habe mir einfach angewöhnt, kein Drama daraus zu machen. Hocktoiletten sind nun mal eine Realität in Indien und werden jeden Tag weltweit mit großem Erfolg von Millionen von Menschen genutzt.
Wer außer kürzeren Warteschlangen noch einen guten Grund braucht – Hocktoiletten sind meistens hygienischer als westliche Toiletten. Bring dein eigenes Klopapier mit, wenn du dich nicht mit dem nahestehenden Wasserkübel waschen willst und hab für danach Seife oder Handdesinfektionsmittel dabei.
Ich verspreche dir, Hocktoiletten sind halb so wild und man muss definitiv keine Angst davor haben.
Immer noch Angst vor Indien? Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – gib Indien doch einfach mal eine Chance auf einer unserer Reisen in kleinen, internationalen Gruppen.
Im Original von Jo Stewart, übersetzt von Annika Ziehen.
1 Kommentare
Hallo Annika, schön das du Vorurteile für Indien ausräumen möchtest. Aber n Indien wird scharf gegessen, auch gerade auf der Strasse und man kann mit dem Koch reden, ob er das Essen weniger scharf würzt. Statt 5 Chilli dann 2 Chilli oder weniger. Mein Fisch in Orissa hat hervorragend ohne Knoblauch geschmeckt. Aber auf fast jeder Reise nach Indien habe ich Durchfall und mehr, gerade wenn man länger nicht im Land war, egal ob 5 Sterne Hotel oder kleines Strassenrestaurant. Da muss ich ganz klar widersprechen. Es hängt von der individuellen Situation ab und es ist so, es gibt den Dehli-Belly oder Jaipur-Belly. Die Empfehlung meiner Freunde ist nur Essen in vegetarischen Restaurant möglichst bei Jains, nicht dort wo Fleisch verarbeitet wird. Immer dort wo viele Inder essen. Ich habe sogar Kulfi und Gurken gegessen im Zug, es war frisch und lecker, aber man sollte vorbereitet sein. Mein indischer Freund hatte es nicht, es scheint auch eine Art Abwehrreaktion zu sein. Mit Vorsicht und Rücksichtnahme kann man das Land auf jeden Fall bereisen, nur nicht gerade jetzt 2020.