Möglicherweise verspricht dieser Titel etwas zu viel, sorry! Sofern ihr nämlich keine Freunde schneller Entscheidungen seid, wird Vietnam es euch alles andere als leicht machen, eure Reise zu planen.
Bei einem flüchtigen Blick auf die Karte scheint es kaum mehr als ein Küstenstreifen zu sein, doch das Land hat unfassbar viel zu bieten: Pulsierende Städte, traumhafte Strände, eine aufregende Kultur und Geschichte, freundliche und zur liebenswürdigen Schrulligkeit neigende Einwohner, eine reiche Flora und Fauna, idyllische Berglandschaften – um aber all das zu entdecken, muss man zwangsläufig hin und wieder den Standort wechseln. Angesichts der eigenwilligen geografischen Ausrichtung Vietnams und den 3400 Kilometern Küstenlinie ist das beileibe kein einfaches Unterfangen. Jedenfalls nicht dann, wenn man es wie ich bevorzugt, über Land zu reisen. Wie komme ich also dazu, euch Vietnam in sieben Tagen zu versprechen? Nun, es war ja nie von ganz Vietnam die Rede.
Nordvietnam

Hanoi | Foto: Lisa Matuzelis
Obwohl auch der bisweilen etwas vernachlässigte zentrale Teil Vietnams und der nicht zuletzt für Surfer sehr reizvolle Süden eine Woche problemlos ausfüllen (dazu später mehr), lautet meine persönliche Empfehlung für sieben Tage Vietnam: Auf in den Norden!
Ihr wollt am Strand entspannen? Cat Ba! Ihr wollt in den Bergen trekken gehen? Sa Pa! Ihr wollt den einzig wahren Nervenkitzel? Geht in Hanoi über eine Straße! Der Norden Vietnams ist äußerst vielseitig und dabei relativ unproblematisch zu bereisen, wobei die Hauptstadt als eine Art Wegkreuz dient. Aber selbst hier werdet ihr auf die oder andere Sehenswürdigkeit verzichten müssen, denn die Entfernungen sind groß und die Züge tuckern gemütlich vor sich hin. Wie sagt man so schön? Der Weg ist das Ziel. Außerdem sollte man allein schon Hanoi wenigstens zwei Tage widmen, um die bunten, vor Leben übersprudelnden Straßen, das Ho-Chi-Minh-Mausoleum und den altehrwürdigen Literaturtempel zu erkunden.
Wer in Sa Pa die Reisterrassen besichtigen und mit den ethnischen Minderheiten in den Bergen in Kontakt kommen möchte, kann nun von Hanoi den Nachtzug nehmen, womit man sich eine Tagesreise spart. Um in einer Woche möglichst viel von Vietnam zu entdecken, muss man die vorhandenen Reisemöglichkeiten schließlich optimal ausschöpfen.

Sapa’s Reisterrassen | Foto: Anthony Poale
In Sa Pa selbst geht es bisweilen etwas hektisch zu und immer mehr Hotelgiganten schießen in die Höhe. Eine angenehme Alternative ist ein gemütliches Homestay in einem der kleineren Örtchen wie Ta Van, wo man auch direkt einen einheimischen Trekking Guide anheuern kann. Oder man gönnt sich stattdessen auf der Terrasse bei grandioser Aussicht ein paar Frühlingsrollen und ein Bierchen.
Im Anschluss daran wird das wohl berühmteste Postkartenmotiv Vietnams angepeilt: die Ha-Long-Bucht! Der Sonnenaufgang über den Karstinseln und dem jadegrünen Wasser ist der Inbegriff des Mythos Indochina.
Wer auf Strand und Meer aber komplett verzichten kann, der wird aus fünf Tagen rund um Sa Pa mit ausgiebigen Wanderungen, unvergesslichen Begegnungen mit den roten Dao und einem geschichtlich interessanten Abstecher nach Dien Bien Phu womöglich am meisten mitnehmen. Solltet ihr gerade aus dem Himalaya kommen und vom Gipfelfieber gepackt sein: In diesem Zeitraum ist es für geübte Wanderer sogar möglich, mit dem Fansipan den höchsten Berg Vietnams (3143 m) zu erklimmen.
Den abwechslungsreichen Norden Vietnams mit unserer Northern Vietnam Adventure Reise erkunden
Zentralvietnam
Aus verschiedenen Gründen wird Vietnam gängigerweise in zwei Teile gegliedert: den Norden und den Süden. Dabei fällt ein wenig unter den Tisch, dass in Zentralvietnam eine Region mit ganz eigenem Charme und Charakter darauf wartet, entdeckt zu werden. Anders als im Norden und Süden liegen die markanten Punkte hier außerdem vergleichsweise dicht beieinander. Perfekt für sieben Tage volles Programm!
Die meisten Vietnam-Besucher landen zwar in Hanoi oder Ho-Chi-Minh-Stadt, aber es gibt durchaus auch die Möglichkeit, im zentral gelegenen Da Nang einzureisen, etwa via Singapur oder Hongkong. Von hier lockt ein kurzer Abstecher in die traumhaft schönen Marmorberge oder in das bildhübsche, allerdings auch stark frequentierte Handelsstädtchen Hoi An, ehe man den Weg nach Norden antritt. Melancholische Gemüter können natürlich auch noch einen zusätzlichen Tag in Hoi An verweilen, um sich im Morgengrauen nach My Son zu begeben. Die uralten Tempelruinen der Cham waren für Jahrhunderte in Vergessenheit geraten, heute strahlen die vom Dschungel überwucherten Bauten im Morgennebel eine mystische Atmosphäre aus.

Die bunten Straßen Hoi An’s
Eine überragende kulturelle Bedeutung für Vietnam hat Hue, die ehemalige Hauptstadt des mächtigen Nguyen-Reiches mit seiner riesigen Kaiserstadt. Wer sich für die vietnamesische Geschichte und Kultur interessiert, kann hier problemlos zwei Tage verbringen, bevor man anschließend die sogenannte entmilitarisierte Zone erreicht. Der Vietnamkrieg (bzw. der amerikanische Krieg, wie man ihn in Vietnam nennt) hat seine Spuren im ganzen Land hinterlassen, doch hier sind sie besonders präsent. Die Tunnelanlagen von Vinh Moc, in denen zahlreiche vietnamesische Familien während der amerikanischen Bombardements ihren Alltag verbrachten, sind erstaunlich, aber zugleich auch bedrückend.
Zum Abschluss besichtigt man die faszinierenden Höhlen und Karstberge im Phong-Nha-Ke-Bang-Nationalpark. Selbst wenn man glaubt, schon genug von diesen Formationen gesehen zu haben (was bei einer siebentägigen Reise unwahrscheinlich ist) – es lohnt sich!
Südvietnam

Drinks in den Straßen von Ho Chi Minh City
Und im Süden? Ho-Chi-Minh-Stadt, das ehemalige Saigon, erscheint zweifellos westlicher als Hanoi, ist aber dennoch eine durch und durch vietnamesische Stadt. Weniger wild und bunt als die Hauptstadt, beeindruckt sie dafür mit ihren Wolkenkratzern, der Kathedrale Notre Dame, dem Wiedervereinigungspalast und den sehenswerten Museen. Spannend und erschütternd ist das Kriegsrestemuseum mit der Fotoausstellung Requiem, die Bilder von im Einsatz getöteten Kriegsberichterstattern zeigt. Die Cu-Chi-Tunnel ganz in der Nähe haben dagegen ein bisschen etwas von einem Disneyland für Kriegsbegeisterte (und ja, man kann hier mit einer AK47 schießen).
Ein Muss bei einer Reise nach Südvietnam ist das Mekong-Delta und der Besuch eines Schwimmenden Marktes. Die Fotos, die man dort zwangsläufig schießen wird, verlieren etwas an Atmosphäre, seitdem den Touristen Schwimmwesten ausgehändigt werden, aber hey: Safety first.
Die Chance, doch noch nass zu werden, hat man im Anschluss daran auf der paradiesischen Insel Phu Quoc, an deren Traumstrände man sich mit einer Kokosnuss in der Hand in die Hängematte fläzt und zum Rauschen der Wellen vor sich hin döst.

Mit dem Boot durchs Mekong Delta
Eine alternative und etwas actionreichere Route führt von Ho-Chi-Minh-Stadt nach Osten. Den Anfang macht Mui Ne: Dieses eigentlich recht verschlafene Strandstädtchen gilt als Mekka für Kitesurfer!
Tierfreunde können sich danach auf den Weg in den Cat-Tien-Nationalpark machen, der vor allem für seine Vogelvielfalt berühmt ist. Es sollen zwar auch einige größere Säugetiere wie Leoparden im Park leben, für deren Sichtung braucht man allerdings schon eine außergewöhnliche Portion Glück.
Für eine abschließende Dosis Aktivurlaub führt der Weg wieder bergauf, und zwar ins hoch gelegene Dalat: Wanderungen, Wasserfälle, Wälder – wunderbar!
Deine Reiseplanung
Hier sind sie nun also, drei randvolle Pakete für jeweils eine Woche Vietnam. Die einzig wichtige Frage lautet nun: Wie lange hast du Zeit?
Wer nur eine Woche zur Verfügung hat, sollte meines Erachtens gar nicht erst versuchen, das gesamte Land am Stück zu bereisen (jedenfalls nicht mit Bus und Bahn), sondern sich auf eine Region spezialisieren, dabei die Regenzeit beachten und für den Rest Vietnams ein anderes Mal wiederkommen. Auf diese Weise holt man am meisten aus seiner Zeit in diesem wunderschönen Teil der Erde heraus.

Die lokale Vielfalt in Ho Chi Minh City
Bei einem zweiwöchigen Aufenthalt dagegen kann eine Überlandreise von Hanoi bis Ho-Chi-Minh-Stadt absolut Sinn machen. Allerdings nur dann, wenn man seine Prioritäten kennt, gut plant und nicht verzweifelt versucht, alles in einem Rutsch abzuhaken.
Drei Wochen sollten es also mindestens sein, wenn man Vietnam von Nord bis Süd bereisen möchte, ohne permanent in Hektik auszubrechen. Man bekommt zwar auch dann noch lange nicht alles zu sehen, kann aber jeder Region die Aufmerksamkeit schenken, die ihr gebührt. Und das ist der denkbar beste Anfang.
Nur wenig Zeit und keine Lust, alles alleine zu planen? Kein Problem! Mit Intrepid bereist du Vietnam wie ein Einheimischer und lernst das Land in 10 Tagen ganz authentisch kennen – stressfrei, versteht sich.
1 Kommentare
Das finde ich super! Wenn man wirklich mal eine Vietnam Reise antreten möchte, dann kann man mit dem Guide gleich eine kleine Rundreise draus machen. Genug zu sehen gibt es ja anscheinend in Vietnam. Danke vielmals dafür!