Ich habe noch nie einen Berg bestiegen. Ich bin durch das ländliche England durch den Epping Wald spaziert und vor Ponys in Dartmoor davongelaufen, aber ich war bis jetzt immer weit entfernt davon, richtig bergzusteigen.
Man könnte also sagen, dass ich völlig außerhalb meiner Wohlfühlzone war, als ich den Toubkal in Marokko bestieg.
Unser Reiseleiter vor Ort motivierte mich mit dem Satz „Geh mit deinem Geist, nicht mit deinen Muskeln“. Das klingt im ersten Moment biologisch unmöglich (was es ja auch ist), aber es beginnt wahr zu werden, sobald du dich auf diesen gewaltigen Aufstieg begibst.
Es war eine ziemliche Herausforderung, aber hier sind die Gründe, warum auch du darüber nachdenken solltest, den Toubkal zu besteigen.
Das Atlasgebirge
Trotz der beeindruckenden Kulisse des Atlasgebirges würden die meisten Menschen Marokko mit einem Spaziergang durch die Souks, Kamelreiten durch die Wüste und dem Genuss von reichlich Minztee verbinden. Während das natürlich auch stimmt (vor allem Letzteres), ist der Toubkal ein Gipfel, der zwar nicht so bekannt bei Nicht-Bergsteigern ist, aber mit beeindruckenden 4.167 Metern und unglaublicher Aussicht auf das ländliche Marokko begeistert.
Wir wagten uns auf eine gekürzte Version der Intrepid Reise Mount Toubkal Trek, die uns in nur zwei Tagen von Aroumd zum Gipfel und wieder zurückbrachte, statt der üblichen drei. Und warum genau haben wir das gemacht? Eine Gruppe von zwölf Intrepid Mitarbeitern aus Großbritannien und Marokko hat die Herausforderung des Toukbal angenommen, um Geld für das Projekt „Education For All“ der Intrepid Foundation zu sammeln – eine Organisation, die Mädchen aus ländlichen Gebieten Marokkos Zugang zu Bildung durch den Bau und Betrieb von Internatswohnhäusern ermöglicht.
Und so machten wir uns mit grenzenloser Unerschrockenheit und Unmengen an Blasenpflastern auf den Weg aus der Stadt, um den höchsten Gipfel Nordafrikas in Angriff zu nehmen.
An unserem ersten Tag wurden wir im Bergdorf Imlil abgesetzt, von wo aus wir uns auf einen kurzen Spaziergang nach Aroumd machten, wo wir uns für die Nacht in einer Berghütte niederließen. Wir lernten uns bei Tagine besser kennen und unterhielten uns, während die Sonne hinter den Bergen, die um uns aufragten, unterging. Wir konnten den Gipfel nicht ganz sehen, wussten aber trotzdem, dass die nächsten Tage sehr anspruchsvoll sein würden.
Von Aroumd zum Basislager
Unser Bergführer, Youssef, bereitete uns auf den Tag der Wanderung vor und wies uns darauf hin, dass es ein langer Weg zum Gipfel sein würde, den wir nicht auf die leichte Schulter nehmen sollten. Sowieso etwas beunruhigt, hoffte ich einfach, dass es kein schlechtes Omen war, dass ich am Morgen versehentlich Olivenöl statt Honig über mein Porridge träufelte. Aber ich versuchte meine Unruhe beiseite zu schieben und mich auf unsere Wanderung zum Basislager zu konzentrieren.
Im Zickzack wanderten wir sechs Stunden durch das wunderschöne Ait Mizane Tal und stoppten ab und zu, um ein Foto zu machen oder einfach nur die Schönheit der Natur zu genießen. Der Weg war felsig und steil, aber die hohen Gipfel und die vereinzelten Wasserfälle um uns herum machten es zu einer atemberaubend schönen Wanderung. Wir mussten nur aufpassen, nicht zu lange die Landschaft zu bewundern, da uns sonst Youessef mit einem freundlichen „Yallah Yallah“ dazu aufforderte, uns zu beeilen. Diesen Satz haben wir inzwischen alle in unseren Alltag übernommen.
Ich genoss jede Minute unseres Wegs, vorbei an Berberfamilien und Maultieren. Es war so friedlich und still in den Bergen und jedes Mal, wenn ich mich umblickte, konnte ich nicht glauben, wie hoch die Gipfel um mich waren. „Du besteigst einen Berg“, erinnerte ich mich immer wieder, und das noch dazu für einen guten Zweck, von dem ich wirklich überzeugt bin.
Als wir uns der Schutzhütte näherten, konnten wir gerade noch den Gipfel des Toubkal erkennen. Was mich am meisten beunruhigte, war die steile Steigung vom Tal aus. Ohne richtigen Weg und nur mit einer Masse aus übereinandergestapelten Steinen bezweifelte ich, dass ich es schaffen würde. Ein Schritt nach dem anderen kamen wir in der Hütte an und aßen genug, um wieder zu Kräften zu kommen. Wir akklimatisierten uns an die Höhe und verbrachten den Rest des Nachmittags mit Uno, Pantomime und diversen Rätseln, die uns kurzfristig vergessen ließen, was am nächsten Tag auf uns zukam.
Der Gipfel
In der Nacht vor der Wanderung zum Gipfel schliefen alle zwölf von uns in einem Schlafsaal im Basislager. Mit nur ein paar Stunden Schlaf standen wir um 5 Uhr morgens auf, um den Aufstieg zu beginnen. Ich war unglaublich dankbar für den frühen Start, da der erste Anstieg bei völliger Dunkelheit nicht ganz so entmutigend wirkte. Mit Hilfe unserer Wanderstöcke kletterten wir über Felsen und machten uns auf den Weg nach oben.
Ich war etwas nervös wegen der Höhenkrankheit, also versuchte ich, meinen Kopf unten zu halten und mich auf mein Tempo zu konzentrieren. „Eins, zwei, eins, zwei“ wiederholte ich immer wieder in meinem Kopf, als wir den steilen Teil des Aufstiegs hinter uns brachten. Immer wenn ich mich umsah, war ich voll Ehrfurcht vor diesem wundervollen Ausblick um uns. Ich war mir nicht sicher, wie lange wir noch wandern mussten, aber meine starke Konzentration auf meine Füße und jeden einzelnen Schritt lenkte mich ab. Youssef hatte schon viel Erfahrung mit dem Berg, und so spürte er, als unsere Gruppe erschöpft war und legte einen kleinen Boxenstopp für Snacks und Wasser ein.
Jedes Mal, wenn wir eine Pause einlegten, wurde ich zuversichtlicher, dass wir es schaffen würden. Es lief gut und, obwohl es ein steiler Anstieg war, war er absolut machbar. Jedes Mal, wenn ich anhielt, um zurückzuschauen, wie weit wir gekommen waren, lohnte sich die Anstrengung.
Nach einiger Zeit hielten wir wieder und Youssef verkündete, dass wir uns nun auf 4.000 Metern über dem Meeresspiegel befanden, also nur noch ein kleines Stück vom Gipfel entfernt. Ich spürte, wie mein Adrenalinspiegel stieg und ich hatte das Gefühl, dass ich bis nach oben rennen konnte. Andere Bergsteiger, an denen wir vorbeikamen, versicherten uns, dass es nicht mehr weit war, was unglaublich ermutigend war, und schneller als wir dachten, waren wir auch schon ganz oben am Gipfel des Toubkal.
Leider war es ein bisschen bewölkt, aber jedes Mal, wenn sich die Wolken teilten, sammelten wir uns, um den spektakulären Ausblick auf das Atlasgebirge zu genießen. Ein riesiges Erfolgsgefühl überflutete uns und wir blieben noch eine Weile auf dem Gipfel, um das Ganze in uns aufzunehmen.
Eine Wanderung, an die man sich erinnert
Während der Abstieg eine genauso große Herausforderung war wie der Aufstieg, konnten wir den Blick auf die Berge genießen, und noch einmal darüber nachdenken, was für eine unglaubliche Reise wir erlebt hatten.
Ein Höhepunkt für mich war das Gemeinschaftsgefühl, das mit dem Reisen in einer Gruppe einhergeht. Dazu gehört nicht nur das Teilen von Taschentüchern, Händedesinfektionsmittel oder Bissen von Müsliriegeln, sondern auch, wie wir uns gegenseitig geholfen haben, wenn Zweifel aufgekommen sind. Wir erinnerten uns immer gegenseitig, warum wir uns entschlossen hatten, Toubkal zu besteigen und was für einen Unterschied das für die Mädchen bei „Education For All“ machen würde.
Das war vielleicht mein erster Berg, dessen Gipfel ich erreicht habe, aber hoffentlich der erste von vielen.
Willst auch du Toubkal hautnah erleben? Sieh‘ dir unseren Toubkal Trek Trip an!
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Im Original von Lauren Ellis, übersetzt von Viktoria Kern.
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„Education For All“ wurde gegründet, um Mädchen aus abgelegenen, armen Dörfern in der Region des Hohen Atlas eine gute Ausbildung zu ermöglichen. Der Zugang zu Bildung ist in diesen ländlichen Gebieten, besonders für Mädchen, nicht selbstverständlich. Spenden an das Projekt werden zur Deckung der Kosten für die tägliche Verpflegung, die Heimreise am Wochenende und in den Ferien, den Zugang zu Lehrmaterialien, Büchern und Computern sowie für den Betrieb des Internats und andere wichtige Dinge verwendet. Die Intrepid Group verdoppelt deine Spende, damit wir gemeinsam doppelt so viel bewirken können. Klicke hier, wenn du mehr über das Projekt erfahren oder spenden willst.
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(Bilder von Lauren Ellis x4, Sam Briggs, Lauren Ellis)