Ich habe das erste Mal von den Lofoten Inseln gehört, als ich auf einer Veranstaltung von National Geographic Traveller und Intrepid Travel teilnahm. Als zwei der vier Experten der Podiumsdiskussion die Lofoten als ihren absoluten Lieblingsort wählten, musste ich sie unbedingt selbst sehen.
Spoiler-Alarm: Ich wurde nicht enttäuscht!
Falls du dich auch fragst, wie man die Lofoten ausspricht, haben uns die Einheimischen bei ein paar Drinks im abgelegensten Pub, in dem ich je war, Tipps gegeben, wie man es richtig sagt: ein kräftiges F und ein langes O, es klingt also etwa wie „Loff-ooten“.
Die Lofoten sind ein Archipel von Inseln, das ins Europäische Nordmeer ragt und nördlich der Nordsee und 1.000km nördlich der Hauptstadt Oslo liegt. Sie sind durch ein schmales Stück Land mit dem Festland verbunden. Damit du dir das besser vorstellen kannst: Die Inseln liegen weiter nördlich als Island, auf einer Höhe mit Grönland und Murmansk in Russland, also am Polarkreis und im Gebiet der Nordlichter. Diese waren für mich definitiv ein Highlight der Reise, da ich sie vorher noch nie in echt gesehen hatte.
Wie sich herausstellte, haben die Lofoten noch viel mehr als die Nordlichter zu bieten. Fischerdörfer auf unglaublichen Felsvorsprüngen, verschneite Berge, die sich in klaren Seen spiegeln, versteckte Strände mit wunderschönen Sonnenuntergängen – es war wirklich anders als alles, was ich bisher gesehen habe. Um jede Ecke konnten wir einen anderen, atemberaubenden Ausblick genießen, der unsere ganze Aufmerksamkeit auf sich zog: die Landschaft war einfach fantastisch. Das Sonnenlicht spiegelte sich im Meer und funkelte im Schnee und tauchte alles in einen mystischen Dunst.
Auf dem Weg von Oslo zu den Lofoten fiel mir zuerst die raue Umgebung auf. Als wir über die karge Landschaft flogen, fühlte ich mich, als würde ich wie John Snow in Game of Thrones nördlich der Mauer ins Unbekannte aufbrechen (und wer will denn nicht John Snow sein?). Schnee und Eis dominieren das Land mit großen Felsspalten und Schluchten, unterbrochen von abfallenden Fjorden und gefrorenen Flüssen. Als wäre ich in den Weltraum geflogen und würde nun auf die Erde herabblicken – das war eine atemberaubende Aussicht. Und ich war noch nicht mal da!
Es war April, das heißt, es war kalt bei etwa -2°C! Im Sommer erwärmt sich die Gegend auf bis zu 10°C. Das Gepäck meines mitreisenden Freundes war leider nicht in den Flieger mitgekommen und er musste ein paar Tage darauf warten, also hatte er Glück, dass er seine Wanderstiefel schon im Flugzeug trug. Unverzichtbare Kleidung für einen Besuch der Lofoten besteht aus stabilen Wanderschuhen, dicken Socken, Handschuhen, warmer Unterwäsche, wasserdichter Jacke (und Hose, wenn du wanderst), Wollmützen, Schals und Sonnenbrille.
Die Lofoten sind der Traum jedes Entdeckers, der gerne Neues ausprobiert. Wir fuhren mit dem Seekajak um Henningsvaer herum, das wegen seiner Reihe von verbundenen Inseln als „Venedig des Nordens“ bekannt ist. Zuerst war das Wasser vollkommen ruhig, doch dann kam plötzlich eine Wetterfront, die für eine holprige Fahrt sorgte, die aufregend und beängstigend zugleich war (obwohl sie mit unserem Reiseleiter in der Nähe absolut sicher war). Das Kajaken ist eine großartige Möglichkeit, Orcas, Buckel- und Pottwale das ganze Jahr über zu sehen.
Im Sommer werden die Lofoten zum Land der Mitternachtssonne und es gibt viele Möglichkeiten, spät in der Nacht zu Kajaken, oder auch schnorcheln und tauchen zu gehen.
Eine weitere Wassersportaktivität, die wir ausprobiert haben, war das Angeln. Es ermöglicht dir, die Berge und Dörfer aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Norwegen hat den größten Kabeljaubestand der Welt und da wir am Ende des Angelmorgens unseren Fang behalten durften, haben wir die ganze Woche köstliche Kabeljauvariationen gegessen. Mein Tipp, wie man beim Essen sparen kann, da Skandinavien ziemlich teuer ist, ist daher am Anfang deiner Reise angeln zu gehen!
Da Fischer ein typischer Beruf auf den Lofoten ist, ist die Küste vollgepackt mit traditionellen Fischerhütten, den sogenannten Rorbuer. Diese roten Hütten sind auf Stelzen ins Wasser gebaut und ermöglichen einen einfachen Zugang zu den Fischerbooten darunter. Neben diesen Hütten hängen die Fischer die Köpfe oder Körper der gefangenen Kabeljaus in Reihen auf, die dann an der Luft bis zur Festigkeit von Rinde trocknen. Diese werden dann hauptsächlich nach Nigeria exportiert, wie uns unser lokaler Reiseleiter Sven erzählte. Der Geruch von Tausenden Fischköpfen, die in der Sonne trocknen, ist ein ziemlich einzigartiges Erlebnis, und eines, das einen Besuch der Lofoten ausmacht.
Der Rest der Reise bestand daraus, schneebedeckte Pässe zu überqueren, Hügel hinaufzuwandern, um eine tolle Aussicht über die Küste zu genießen, zum ersten Mal in meinem Leben langzulaufen, mit den Einheimischen Shuffleboard zu spielen (das ist ein echt witziges Spiel – solltest du ausprobieren!), wunderschöne Sonnenuntergänge von den Hügeln aus zu genießen und natürlich die Nordlichter zu beobachten.
Jeden Abend machten wir uns mit einem Flachmann (für ein bisschen innere Wärme) auf den Weg in Dunkelheit, auf der Suche nach dem schwärzesten Platz der Insel, um die besten Voraussetzungen zu schaffen, die Nordlichter zu sehen. Das Gefühl der Erwartung und Aufregung war das Highlight dieser Reise. Nie wusste man, wohin man schauen sollte oder was man sehen würde. Plötzlich begann der Himmel zu schimmern, sich zu bewegen und eine Reihe von Grün- und Blautönen zu zeigen. Es ist ein wirklich unglaublicher Anblick: magisch, mystisch und nicht von dieser Welt.
Die Wikinger glaubten, dass die Lichter Reflexionen der Rüstungen der Walküren waren, die entstanden, wenn sie Odins Krieger nach Walhalla führten. Selbst jetzt, Hunderte von Jahren später, haben die Lichter immer noch die Fähigkeit zu verblüffen und machen glücklich, sie erleben zu dürfen.
Ich kann einen Besuch der Lofoten gar nicht genug empfehlen. Sei darauf vorbereitet, die atemberaubendste Landschaft zu entdecken, die besten Abenteuer zu erleben, die aufregendsten Aktivitäten auszuprobieren – die Inseln werden dir neue Blickwinkel eröffnen und dich verzaubern. Ich plane bereits meine nächste Reise zu den Lofoten, vielleicht um arktisches Surfen in der Mitternachtssonne zu probieren…
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Im Original von Guy Fowles, übersetzt von Viktoria Kern