Ich bin es gewöhnt, alleine zu reisen, und mag das eigentlich auch so. Die Freiheit, das zu tun, was ich will und wann ich will, und nur Zeit mit anderen Reisenden zu verbringen, wenn ich Lust dazu habe, ist für mich die perfekte Art zu reisen.
Der Nachteil, den diese Art zu reisen mit sich bringt, ist, dass ich mittlerweile ein ziemlich egoistischer Reisender bin; meine Geduld und Kompromissbereitschaft lassen leider zu wünschen übrig.
Trotzdem habe ich beschlossen, gemeinsam mit meiner Mama nach Island auf eine Intrepid Reise zu fahren, da sie dort unbedingt einmal hinwollte. Sie und ich wohnen relativ weit auseinander und ich dachte mir, eine gemeinsame Reise wäre eine schöne Erinnerung für uns beide. Obwohl ich mich darauf freute, das Land aus Feuer und Eis zu entdecken, war ich etwas besorgt darüber, nicht alleine zu reisen.
Eine meiner anfänglichen Sorgen war die Tatsache, dass wir eine Gruppenreise gebucht hatten. Würde ich mich mit den anderen verstehen? Hätte ich das Gefühl, dass ich nur Zeit mit meiner Mama verbringen sollte? Würde meine Mama durch ihre starke Meinung zu Trump und Brexit, die sie gerne und viel teilt, unsere Gruppe zerteilen?
Unsere Reise hatte keinen besonders guten Start. Meine Mama hat Porridge zum Flughafen mitgenommen und ganz schamlos in einem Lokal nach heißem Wasser dafür gefragt, bevor sie sich in eben diesem Lokal mit ihrem eigenen Porridge hinsetzte. Sie hatte auch Snacks für jeden Tag unserer Reise eingepackt, auch ein paar Bananen, die ihre beste Zeit schon hinter sich hatten und einen wenig appetitlichen Braunton hatten. Offensichtlich waren meine wiederholten Hinweise, dass es auf Flughäfen und in Island Essen zu kaufen gibt auf taube Ohren gestoßen.
Meine Mama war überrascht, als ihr die Fluglinienmitarbeiter erklärten, dass sie nicht drei Handgepäckstücke an Bord nehmen könnte. Nachdem ich schon an die lächerlich strengen Regeln von Billigfluglinien gewöhnt bin, konnte ich mir ein Augenrollen nicht verkneifen, bevor ich die unvermeidlichen Extraschichten anzog und einige Taschen in andere quetschte. Nachdem wir unsere stressige Zeit am Flughafen hinter uns hatten und endlich im Flugzeug waren, freute ich mich auf ein wunderschönes, unberührtes Land mit möglichst wenig anderen Touristen.
Obwohl ich vor der Reise nervös war wegen der Tatsache, dass wir in einer Gruppe reisen würden, stellte sich heraus, dass das das beste am ganzen Trip war. Wir waren eine Gruppe von elf Personen aus Australien, Kanada und Großbritannien, mit einem Volleyball-spielenden französischen Luft- und Raumfahrtingenieur als Sahnehäubchen. Wir haben uns sofort super verstanden, und innerhalb einer halben Stunde nach dem Willkommens-Treffen waren wir nicht mehr Fremde, sondern Freunde. Das war teilweise der Verdienst von zwei Brüdern aus Darwin und von unserem einheimischen Reiseleiter, Einar.
Über den ganzen Trip hinweg konnte man meine Mama beim Tratschen mit den unterschiedlichen Gruppenmitgliedern finden, denen sie von ihren vorherigen Trips und Reiseplänen erzählte und alle mit genug Fotos von ihrem kleinen Hund, Archie, überschüttete. Mir war bald klar, dass es nichts Besseres gibt, um eine Gruppe zusammenzubringen, als das Teilen von vielen süßen Hundefotos. Noch viel schöner war es für mich zu sehen, wie meine Mama in Gespräche mit Reisenden aus aller Welt vertieft war, die sie sonst vielleicht nie getroffen hätte.
Die kleine Gruppe (Intrepids durchschnittliche Gruppengröße ist 10 Personen) gab mir das Gefühl, dass wir eine Gruppe von Freunden waren, die gemeinsam reisten. Immer, wenn wir an einem riesigen Bus vorbeikamen, gab es einige durchaus selbstgefällige Kommentare, wie froh wir waren, nicht in so einer großen Gruppe unterwegs zu sein.
Island präsentierte uns eine unglaubliche Vielfalt and Landschaften, obwohl es ständig regnete und die Sicht sehr eingeschränkt war. Wir waren beeindruckt vom Kontrast des schwarzen Sandstrands und den gewaltigen weißen Wellen, während uns starker Wind ins Gesicht blies. Islands berühmte Wasserfälle donnerten herab, und wirkten fast überladen von den großen Regenmassen. Im Jökulsárlón See trieben die hellblauen Eisblöcke, die von Islands immer weiter schmelzenden Gletschern kommen im Nebel und wirkten fast traurig über ihr Zutun zum weltweit steigenden Meeresspiegel. Diese spektakuläre Natur mit einer Gruppe teilen zu können, machte die Erlebnisse noch beeindruckender. Die Reaktion meiner Mama zu sehen, als sie vor den Orten und Sehenswürdigkeiten stand, die sie nie gedacht hatte in echt zu sehen, machte die ganze Erfahrung um einiges besonderer für mich.
Sogar die drei Taschen Gepäck waren schlussendlich sinnvoll. Widerwillig, während mein Gefühl von Selbstständigkeit dahinschmolz wie Islands Gletscher, nahm ich dann doch gerne Thermounterwäsche meiner Mama an, nach dem ersten Tag mit ständigem, eiskaltem Regen. Am nächsten Tag fragte ich kleinlaut nach ihrem zusätzlichen Paar Handschuhe. Auch ihr Vorrat an Hobnobs (eine britische Köstlichkeit – stell dir Hafer-Vollkorn Schoko Kekse vor!) wurden nach einer Tageswanderung am Vatnajokull, Europas größtem Gletscher, gerne angenommen und gierig verschlungen. Manchmal haben Mamas einfach doch gute Ideen.
Wir waren im November dort, was bedeutete, dass wir das Land für uns alleine hatten, und es war genau die unberührte Landschaft, die ich mir erhofft hatte. Die Insel hat etwa 300.000 Einwohner, aber mittlerweile kommen jedes Jahr unglaubliche 2 Millionen Besucher. Ich glaube, mein Eindruck wäre ganz anders gewesen, wären wir in der Hochsaison hergekommen. Unser einheimischer Reiseleiter, Fotograf, Geologie und Geschichte Professor und Fahrer Einar stellte sicher, dass wir die Wasserfälle besuchten, die sonst niemand fand und dass unsere authentischen Unterkünfte köstliche, frische isländische Gerichte für uns vorbereitet hatten. Dank ihm lief der Trip glatt und er zeigte uns Dinge, die ich selbst in der relativ kurzen Zeit und mit meinem Wissen niemals entdeckt hätte.
Ein neues Land besuchen mit jemandem, der alles mit Begeisterung aufnimmt, machte die Reise zu einer unvergesslichen Erfahrung für mich, viel mehr, als wenn ich alleine gereist wäre. Die kindhafte Begeisterung führte dazu, dass ich manche kleinen Dinge am Reisen wieder mehr schätzen konnte, die ich davor nicht mal mehr wahrgenommen hatte. Am schönsten für mich war die Reise in die Vergangenheit, die Erinnerungen an Schneetage in meiner Kindheit hervorbrachte, und die Beziehung zwischen uns stärkte. Na, wie klingen die Galapagos Inseln für nächstes Jahr, Mama?
Tom und seine Mama haben unseren Iceland Express Trip gemacht. Alle unsere Island Reisen findest du hier.
________________
Im Original von Tom Smith, übersetzt von Viktoria Kern