Zum Einen wäre da also der weltberühmte Mount Everest. Allein schon sein Name steht sinnbildlich für Abenteuer und Gefahr, daher wird die Hälfte deiner Bekannten vermutlich annehmen, dass du auf den Gipfel steigst und dort eine Flagge in den Fels rammst. Zum Anderen wartet die Annapurna: Nicht ganz so hoch, etwas weniger Andrang, dafür jedoch abwechslungsreicher und bewachsen mit wunderschönen Rhododendron-Wäldern. Wofür entscheidest du dich? Eine knifflige Frage …
Trekking
Mount Everest
Die meisten Abenteurer wandern den Everest Trail, um zum Basislager zu gelangen, wo die bunten Gebetsfahnen im Wind flattern und zahlreiche Expeditionen auf ihren großen Gipfeltag im Mai warten. Diese Tour ist die vielleicht klassischste Himalaja-Route Nepals. Man erreicht respektable Höhen (an Tag 2 befindet man sich in Namche Bazar auf 3420 Metern) und blickt immerzu auf eine beeindruckende Kulisse aus schroffen Berggipfeln. Die Gokyo-Seen sowie die seltener begangenen Pässe rund um Cho La ermöglichen wunderbare Abstecher von den üblichen Pfaden, während der Island Peak einige der schönsten Aussichtspunkte des gesamten Himalaja bietet.
Annapurna
Wer noch unsicher im Hinblick auf die eigenen Bergsteigerfähigkeiten ist, für den dürfte die Annapurna wahrscheinlich die etwas angenehmere Alternative sein. Im Schnitt ist man hier in deutlich niedrigeren Höhen unterwegs als am Everest, und auch die Kletterpassagen sind überwiegend weniger steil. Anstatt sich also am höchsten Berg der Erde durch den Khumbu-Gletscher zu hangeln, kann man bei der Annapurna aus einer ganzen Reihe von Routen wählen, die zum Teil unterhalb der 2000-Meter-Marke verlaufen. Auch der Abstieg ist an der Annapurna etwas bequemer, wofür sich vor allem deine Knie bedanken werden. Außerdem kann man die Vorteile eines Rundwanderwegs gar nicht hoch genug schätzen: Jeden Tag bekommst du auf diese Weise neues Terrain zu sehen, ohne auch nur einen einzigen Meter doppelt zu gehen.
Anreise
Mount Everest
Den Erstbesteigern Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay blieb in den 1950er-Jahren nichts anderes übrig, als den gesamten Weg von Kathmandu zu Fuß zurückzulegen, denn Straßen gab es noch keine. Heutzutage haben es mutige Bergsteiger etwas einfacher: ein kurzer (und spektakulärer) Flug bringt sie von Kathmandu zu der winzigen Landebahn bei Lukla. Schon allein die unglaubliche Aussicht beim Flug hinauf und hinunter lohnt das Abenteuer.
Annapurna
Das Tor zum Annapurna-Massiv ist das coole Städtchen Pokhara am Ufer des traumhaften Phewa-Sees. An diesem entspannten Ort hält man es in einer Hängematte und mit einem guten Buch locker eine Woche aus. Die Stadt ist problemlos mit dem Bus oder per Flugzeug von Kathmandu aus zu erreichen.
Everest Basecamp. Foto: Kyle Taylor, Flickr
Landschaft
Mount Everest
Wenn du Berge sehen willst – und zwar die höchsten, steilsten und wildesten weit und breit – dann bist du am Everest goldrichtig. Die Route verläuft in atemberaubenden Höhen und hält einige der großartigsten Panoramen des Himalaja bereit. Bei einer Wanderung zwischen den Gokyo-Seen erstreckt sich diese unglaubliche Kulisse im wahrsten Sinne des Wortes in alle Himmelsrichtungen. Eines sollte dir aber klar sein: Für diese Aussicht bezahlt man mit brennenden Oberschenkeln und Waden.
Annapurna
Die Annapurna zeigt eine vollkommen andere Seite des Himalaja. Natürlich sieht man auch hier die hohen schneebedeckten Gipfel, doch bilden sie eher den Hintergrund für die Tour. Der Rundweg beginnt in den fruchtbaren Gebirgsausläufern und windet sich dann durch Reisterrassen, Eichen- und Rhododendron-Wälder (im April stehen sie in voller Blüte) bergauf. Aber auch Bergpuristen kommen auf ihre Kosten, denn der beeindruckende Machapuchare sowie der Dhaulagiri, ein 8000-Meter-Gigant, halten Höhenfans bei Laune. In der Summe bietet die Annapurna somit etwas mehr Abwechslung.
A local village on the Annapurna Circuit. Foto: Jeanne Menj, Flickr
Das Leben am Berg
Mount Everest
Die Täler rund um den Everest sind traditionell die Heimat der Sherpa sowie vieler buddhistischer Klöster. Spiritualität spielt in der Region eine wichtige Rolle und ist allgegenwärtig. Tibetische Händler besuchen noch immer – wie schon seit Jahrhunderten – die Stadt Namche Bazar, und tatsächlich bedeutet das Wort Sherpa „Menschen des Ostens“ (da die Sherpa einst vom östlich gelegenen Teil Tibets hierher übersiedelten). Wer sich den Everest-Trail im März oder April vornimmt, wird wahrscheinlich auf professionelle Bergsteigerteams stoßen, die ihren Gipfelaufstieg im Mai anpeilen.
Annapurna
Der Annapurna-Rundwanderweg verläuft durch zahlreiche abgelegene Siedlungen, deren Bewohner im Prinzip wie vor 100 Jahren leben und Landwirtschaft in den Tälern betreiben. Unter anderem begegnet man den Gurung, vor allem im Dorf Ghandruk. Neben den buddhistischen Gesängen, welche die gesamte Himalaja-Region dominieren, stößt man im Annapurna-Massiv auch auf Spuren von Hinduismus und Animismus.Wer also die besonderen regionalen Feinheiten entdecken möchte, sollte sich wohl zur Annapurna aufmachen.
Team Annapurna? Hier entlang. Oder darf es doch der Mount Everest sein? Auch da haben wir etwas für dich.
Feature image c/o The Common Wanderer, im Original von James Shackell, übersetzt von Kai Wieland.