Einfach alleine losziehen – das ist auf der einen Seite eine wahnsinnig aufregende, auf der anderen Seite aber auch eine wahnsinnig beängstigende Vorstellung. Die Freiheit zu bleiben oder zu gehen wie es beliebt, zu tun und zu lassen was einem gefällt und dabei nur auf die eigenen Bedürfnisse achten zu müssen, klingt verlockend. Doch was gibt es noch zu beachten? Hat dieses Solo-Reisen, von dem derzeit jeder zu sprechen scheint, noch weitere Vorteile und was sind eigentlich die Schattenseiten des Alleinreisens?
Um das zu beantworten, haben wir uns dazu entschieden, diejenigen zu fragen, die sich am besten damit auskennen und die das Reisen zu ihrem Beruf gemacht haben. Für uns plaudern Deutschlands Reiseblogger aus dem Nähkästchen und erzählen uns, was sie am Alleinreisen lieben, was sie so gar nicht leiden können und was sie bei all dem gelernt haben.
Susi Maier, Black Dots White Spots
„Beim Alleinreisen muss man es mit sich selbst aushalten können. Das ist aber gar nicht so schlimm, wie es klingt! Im Gegenteil: Ich habe festgestellt, dass es sogar sehr schön ist, ganz nach meinem eigenen Tempo zu reisen, mich mit niemandem abstimmen zu müssen und bewusst Quality Time mit mir selbst zu verbringen. Denn wann macht man das im Alltag schon? Alleine reisen ist eine Erfahrung, die man ruhig mal machen sollte – es macht dich stärker und selbstbewusster! (Nur alleine essen gehen, das mag ich immer noch nicht so gerne.)“
Mehr über Susi und ihre Abenteuer gibt es auf: blackdotswhitespots.com
Denise Yahrling, Travelous Mind
„Seitdem ich mich damals auf meine erste Soloreise gewagt habe- nur mit meinem monsterschweren 80L-Rucksack und einer Riesenportion Neugierde im Herzen- hat sich meine komplette Welt verändert. Mich hat das Reisen vor allem eins gelehrt: Dass wir meist gar keine Ahnung haben, was in Wirklichkeit alles in uns steckt. Vor die Herausforderungen gestellt, die das Reisen mit sich bringt und im Angesicht der neuen Welten, die wir kennenlernen, können wir uns so entfalten und wachsen, wie es in kaum einer anderen Sitatution derart möglich wäre. Reisen bedeutet für mich, die Grenzen des Möglichen neu zu definieren.”
Mehr über Denise und ihre Abenteuer gibt es auf: travelousmind.com
Madlen Brückner, Puriy
„Für mich ist das Reisen solo genauso normal wie mit Begleitung. Ich weiß beide Arten des Reisens zu schätzen. Ist man allein unterwegs, muss man sich auf sich selbst verlassen, Entscheidungen allein treffen und mit den Konsequenzen umgehen. Man lernt sich und seine Grenzen aber auch selbst besser kennen. Ich nehme zum Beispiel vieles intensiver wahr, achte mehr auf kleine Details, lasse meine Gedanken schweifen, was auch die Kreativität fördert, springe häufiger über meinen Schatten, gehe anders auf Menschen zu und werde auch häufiger angesprochen als wäre ich mit Begleitung unterwegs. Andersherum erlebe ich häufig, dass andere Reisende, die in Gruppen oder zu zweit unterwegs sind, sich mehr verschließen. In manchen Gegenden treffe ich nur selten auf alleinreisende Frauen ab Mitte 30 oder über 40, was ich sehr schade finde.
Vieles spricht für das Alleinreisen ungeachtet von Alter oder Geschlecht. Aber manches hat mich auch immer wieder genervt: Wenn man auf Busbahnhöfen oder sonst wo beim Warten immer sein Gepäck im Blick haben muss (auch beim Toilettengang). Wenn man doch einmal bestohlen wird und man sonst mühsam über Western Union erst wieder an Geld kommt. Wenn man einmal richtig gut essen gehen will und man mitleidige Blicke spürt, weil man das in der Regel mit Begleitung macht. Oder man sonst in Restaurants oft nur den Katzentisch zugewiesen bekommt, als hätte man als Alleinreisende kein Recht auf einen schönen Abend. Wenn man immer wieder gefragt wird, ob man wirklich nur allein ist. Wenn einem die Gesundheit ein Schnippchen schlägt, wie bei mir öfter einmal mein Kreislauf, und man Angst hat, dass man auf seinem Zimmer unbemerkt zusammenklappt. Nicht zuletzt ist das Alleinreisen häufig teurer als zu zweit, schläft man nicht mehr in Dorms und teilt sich auch mal Tour- oder Mietwagenkosten. Aber das, was man über sich selbst herausfindet, ist unbezahlbar – auch für das Leben zu Hause.”
Mehr über Madlen und ihre Abenteuer gibt es auf: puriy.de
Julia Lassner, Globusliebe
„Alleine aufzubrechen, um fremde Länder und Kulturen kennenzulernen, erfordert eine Menge Mut. Doch sobald man die erste Hürde des Alleinseins gemeistert hat, eröffnen sich völlig neue Perspektiven. Man lernt, Zeit mit sich selbst zu verbringen, sich mit seinen Gedanken und Problemen auseinanderzusetzen, ohne ständig abgelenkt zu sein. Alleine reisen bedeutet auch, sich alleine durchzuschlagen, auf fremde Menschen zuzugehen, selbstsicherer zu werden und sich ständig weiterzuentwickeln. Solo Travel hat viele Vorteile, zum Beispiel muss man keine Kompromisse eingehen und kann jeden einzelnen Tag nach seinen eigenen Wünschen und Vorlieben gestalten.
Trotzdem ist diese Arte des Reisens nicht das Nonplusultra und sicher auch nicht für jeden Menschen die beste Wahl, denn viele sind schlichtweg nicht zum Alleinreisen geboren. Sie sehnen sich nach einem Reisepartner, wollen gemeinsam in die Fremde eintauchen und besondere Momente miteinander teilen. Egal welche Reiseart man für die Dauer bevorzugt, sei es alleine, zu zweit oder gar in einer Gruppe, ist Solo Travel ein tolles Experiment, eine geniale Erfahrung, die jeder einmal für sich ausprobieren sollte. Ich kann jedem Menschen auf dieser Welt raten, mindestens einmal im Leben alleine loszuziehen und, sich auf das große Abenteuer Solo Travel einzulassen und sich den Herausforderungen zu stellen!”
Mehr über Julia und ihre Abenteuer gibt es auf: globusliebe.com
Annika Ziehen, The Midnight Blue Elephant
„Was will ich? Irgendwann habe ich verlernt, dieser Frage nachzugehen. Zwischen Erwachsenwerden, Job und Familie habe ich selbst im Urlaub aufgehört, auf meine Bedürfnisse zu hören. Es ging gar nicht mehr darum, ob sich meine Wünsche erfüllten, ich wusste gar nicht mehr, was ich mir wünschen sollte.
Ein Solotrip auf die Seychellen hat das verändert. Auf einmal ging es nur um mich, ohne Kompromisse, ohne Wenn und Aber. Eine erstmal ungewohnte Freiheit, mit der ich mich erst anfreunden musste. Irgendwann hat es geklickt und die Freiheit war berauschend. Ich habe sie auch in meinen Alltag mitgenommen und frage mich jetzt viel öfter mal, was ich eigentlich will, stelle meine Wünsche und mein Wohlergehen an erste Stelle. Auch wenn es wie ein Widerspruch klingt, macht mich das zu einem ausgeglicheneren, besseren Menschen.”
Mehr über Annika und ihre Abenteuer gibt es auf: midnightblueelephant.com
Katharina Perlbach, So nah und so fern
„Seit ungefähr 10 Jahren reise ich nun regelmäßig alleine um die Welt. Natürlich war es anfangs sehr ungewohnt und auch kein leichter Schritt, aber schnell bin ich in das Alleinreisen hineingewachsen und habe gelernt es zu lieben. Zum einen ist es eine wundervolle Erfahrung einfach mal nur die Dinge zu machen, die ich wirklich liebe, ohne Rücksicht auf andere nehmen zu müssen. Und zum anderen sehe ich es als immens wichtige Herausforderung, auch einmal Probleme komplett alleine lösen zu müssen. Beide Punkte haben mich in meinem Leben unheimlich weit nach vorne gebracht und mir auch ein dabei geholfen zu erkennen wer ich wirklich bin und was ich von meinem Leben will. Ich finde, dass diese Erfahrung jeder einmal machen sollte.“
Mehr über Katharina und ihre Abenteuer gibt es auf: sonahundsofern.com
Lust bekommen auch mal alleine loszuziehen, aber keine Lust auf die Logistik einer solchen Reise? Kein Problem, dafür gibt es ja uns. Gut die Hälfte unserer Reisenden sind solo unterwegs und auf unseren Solo-Only Trips sind gleich nur Alleinreisende mit dabei. Mehr Informationen findest du hier.